Nannys in Zürcher Privathaushalten

Im Arbeitsmarkt Privathaushalt leisten nicht nur Betagtenbetreuerinnen, sondern auch Nannys Betreuungsarbeit. Eine im Auftrag der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich erstellte explorative Recherche gibt Einblick in die Arbeitsbedingungen von Nannys. Die Fachstelle stellt ausserdem rechtliche Informationen zur Verfügung.

 

 

 

 

Anja Derungs, Leiterin Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich

Care-Arbeit ist überlebenswichtig und unverzichtbar für eine Gesellschaft. Dennoch wird sie wenig wertgeschätzt. Das verdeutlichen zum Beispiel die lückenhaften rechtlichen Rahmenbedingungen im Arbeitsmarkt Privathaushalt und die tiefen Mindestlöhne im Care-Bereich.

Mit der erhöhten Erwerbsquote der Frauen, dem demografischen Wandel und der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeitszeiten delegieren viele Familien Care-Arbeiten an eine Putzfrau, Hausarbeiterin, Altenpflegerin oder Kinderbetreuerin – wenn sie es sich denn leisten können. Sogenannte Sorgearbeit übernehmen Frauen nicht einfach nur «aus Liebe» oder weil sie dazu aus biologischen Gründen besonders geeignet wären. Es sind traditionelle Rollenvorstellungen, die Frauen für die Sorgearbeit und damit auch für die Betagten- und Kinderbetreuung verantwortlich machen.

Die Umverteilung der Betreuungs- und Hausarbeit findet also weniger von Frau zu Mann statt, sondern eher von Frau zu Frau: So scheint auch die Beschäftigung von «Kindermädchen», heute Nannys genannt, in der Stadt Zürich zuzunehmen. Das zeigt die explorative Recherche der Sozialgeographin Jasmine Truong im Auftrag der Fachstelle für Gleichstellung. Mittels Expertinnen- und Experteninterviews und in Gesprächen mit Nannys gibt die Arbeit erstmals einen Einblick in diesen Arbeitsbereich in der Stadt Zürich. Die Stadt Zürich verfügt über ein gut ausgebautes familienergänzendes Betreuungsangebot. Dennoch: Insbesondere gutverdienende Familien scheinen die Flexibilität von Nannys vorzuziehen, um den Spagat zwischen Berufs-, Familien- und Hausarbeit zu schaffen.

Bezahlte Arbeit im Privathaushalt ist rechtlich wenig geschützt und kaum zu kontrollieren. Die explorative Recherche deutet darauf hin, dass Nannys oft lange Stunden und flexibel arbeiten und nicht selten schlecht entlohnt sind. Gerade weil der Arbeitsmarkt Privathaushalt rechtlich wenig reguliert ist, ist der Bedarf nach rechtlichen Informationen gross – auf Seiten von Nannys und von Familien. Deshalb stellt die Fachstelle für Gleichstellung neu praxisnahe rechtliche Informationen zur Verfügung. Damit wollen wir alle Beteiligten darin unterstützen, faire und vor allem klare und geregelte Vereinbarungen zu treffen.



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