careforum.li: Eine Informationsplattform zu 24-Stundenbetreuung für Liechtenstein
In Liechtenstein haben die drei unabhängigen Organisationen Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), der Liechtensteinische ArbeitnehmerInnenverband (LANV) und der Verein für Menschenrechte (VMR) die Informationsplattform careforum.li geschaffen. Das Projektteam schildert die Situation der 24h-Betreuung in Liechtenstein und stellt das Projekt careforum.li vor.
Projektteam (v.l.n.r.)
Petra Eichele, Geschäftsführerin infra
Nicole Jäger, Gewerkschaftssekretärin LANV
Alicia Längle, Geschäftsführerin VMR
Die Situation der 24h-Betreuung in Liechtenstein
24h-Betreuer:innen in Liechtenstein – fast ausschliesslich Frauen aus wirtschaftlich ärmeren Ländern – pendeln zwischen Heimat und Arbeitsort, und übernehmen hauswirtschaftliche und betreuerische Tätigkeiten, meist rund um die Uhr. Sie arbeiten unter herausfordernden Bedingungen mit geringer Bezahlung, rechtlicher Unsicherheit und sozialer Isolation, was prekäre Arbeitsbedingungen begünstigt. Die Care-Migrantinnen wechseln sich in einem Rhythmus von drei Wochen ab.
Der Bedarf an Betreuungspersonal wird bis im Jahr 2050 massiv ansteigen, da sich der Anteil an Menschen über 65 Jahre, die sogenannten «Babyboomer», auf fast 30 Prozent erhöhen wird, wie die Studie «Fachkräfte und Freiwillige – Wer pflegt und betreut uns im Alter» der Stiftung zukunft.li vom Juni 2019 aufzeigt. Weiter zeigte die Studie rechtliche Lücken auf, da private Haushalte nicht dem Arbeitsgesetz unterstellt sind und empfahl unter anderem die Einführung eines spezifischen Normalarbeitsvertrags (NAV) für die 24h-Betreuung. Flankierende Massnahmen wie eine Beratungsstelle, Informationsplattformen und Sensibilisierungskampagnen wurden ebenfalls vorgeschlagen.
Internetplattform und Beratungsstelle
Hier setzt careforum.li an: Das Projekt bietet seit Oktober 2022 Information, Beratung, Aufklärung, Vernetzung und Sensibilisierung zum Thema häusliche 24h-Betreuung und verwandte Themen für alle in Liechtenstein wohnhaften und/oder beschäftigen Menschen: Arbeitnehmer:innen, die als 24h-Betreuer:innen arbeiten, Angestellte in Privathaushalten und deren Arbeitgeber:innen, Vermittlungsagenturen, Kooperationspartner:innen, Behörden und die Öffentlichkeit.
Careforum.li stärkt die Rechte der häuslichen 24h-Betreuer:innen in Liechtenstein durch Information, Beratung und Vernetzung. Die zentrale Internetplattform bietet niederschwellige Informationen zu Rechten und Arbeitsbedingungen. Ergänzend wird eine kostenlose Einzelfallberatung für Betreuer:innen angeboten, inklusive Rechtsberatung bei Konflikten.
Runde Tische sollen Betreuer:innen, Arbeitgeber:innen, Behörden und Agenturen zusammenbringen, um rechtliche und praktische Herausforderungen zu diskutieren. Mit Öffentlichkeitsarbeit wird die Gesellschaft für Themen wie altersgerechte Betreuung und würdiges Arbeiten sensibilisiert. In Kooperation mit anderen Organisationen wie zum Beispiel Demenz.li, dem Behindertenverband oder Seniorenbund werden diese Themen regelmässig aufgegriffen und diskutiert.
Eine Rechtsgrundlage für die 24-Stunden-Betreuung
Bereits Ende 2020 reichte der Liechtensteinische ArbeitnehmerInnenverband (LANV) einen Entwurf für einen Normalarbeitsvertrag (NAV) für die 24h-Betreuung beim Amt für Volkswirtschaft ein. Im Herbst 2021 wurde der Entwurf vom Ministerium für Wirtschaft zur Überarbeitung an den LANV zurückgegeben. Eine neue Rechtsprechung des Schweizer Bundesgerichts Ende 2021 (siehe CareInfo Newsbeitrag vom 10. Februar 2022) zu Änderungen in den rechtlichen Grundlagen für die Anstellung von 24h-Betreuer:innen führte zu einer weiteren Überarbeitung des NAV. Der überarbeitete NAV befindet sich seit Sommer 2024 bei der Regierung des Landes Liechtenstein zur Vernehmlassung. Nach Abschluss des Vernehmlassungsverfahrens tritt der NAV in Kraft und schafft einen rechtlichen Rahmen für die Anstellung von 24h-Betreuer:innen. Careforum.li engagiert sich aktiv für eine zügige Durchführung dieses Verfahrens.
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